Spyware ist dieser Tage ein deutliches und nicht zu unterschätzendes Problem. Eines der guten, kostenlosen und stark verbeiteten Tools ist Spybot – Search & Destroy. Dumm ist nur, dass diese Software eine ganze Menge mehr macht, als sie eigentlich machen sollte. Ich will euch zeigen wie und was da passiert.
Ich habe wirklich nur eine Minimalinstallation von dem Tool gemacht. Alles was optional war, wurde nicht gewählt
Wenn man das Tool installiert kann man seinen Rechner „immunisieren“. Klingt ja soweit auch sinnreich und empfehlenswert – insbesondere für den DAU. Prävention ist natürlich besser als sich erst was einfangen und dann aufräumen …
Dann nehmen wir mal an, ich sei ein Shopper und gehe auf eine Seite auf der es Banner gibt. In diesem Fall sind es Affiliate Marketing Banner von Tradedoubler. Um den Effekt des Ganzen besser zu sehen, habe ich vor dem Experiment bei Cookies brav gelöscht.
Dann klicke ich auf das Banner und kaufe den Wein oder was auch immer und schau im meine Cookies.
Das Grauen kennt kein Ende. Ich habe über einen Affiliate Marketing Link eingekauft. Der Merchant hat den Umsatz aber weder das Affiliate Netzwerk noch der Affiliate werden dafür eine Vergütung bekommen! Kein Tradedoubler Cookie. Keine Kohle für jemand von den beiden! Wie kommt das? Beim „Immunisieren“ pflegt Spybot in die Browser eine Liste von Seiten, von denen nie Cookies angenommen werden sollen. An sich sinnreich, wenn es um Spyware geht aber die Liste von Seiten mit „bösen Cookies“ ist lang und leider sind da auch einige kritische URLs mit drauf
yieldmanager.com
affiliatefuel.com
azoogleads.com
commission-junction.com
cpxinteractive.com
doubleclick.com
linksynergy.com
mediaplex.com
tradedoubler.com
valueclick.com
und und und …
Ja, dem versierten Betrachter wird schnell klar, dass da eine Menge nicht Spyware-Seiten dabei sind. Die Folgen sind meiner Meinung nach weitreichend! Von Spybot selbst gibt es eine Meldung dazu, die sich wahrscheinlich genau hierrauf bezieht:
Wenn Sie mit diesem Programm Werbemodule entfernen, dürfen Sie deren Wirte eventuell nicht mehr benutzen. Lesen Sie bitte vorher deren Lizenzbestimmungen.
Klingt nicht gerade so, als ob die Software auch „Unschuldige“ erwischen würde, oder? Ich finde sowas recht fatal!
Auch „amüsant“ (Ironie): Wenn man die Software eine Säuberung machen läßt bekommt man sowas.
Die Cookies von Affiliate Netzwerken werden als „Probleme“ identifiziert. Warum soll das bitte der Fall sein?!
Hier Fragen an die werte Leserschaft: Was kann man gegen solche Probelem machen? Wie viel geht Affiliate Netzwerken und Affiliates wegen solcher Software „durch die Lappen“? Warum sind die einen Affiliate Netzwerke drin und die anderen nicht? Wenn man sich die Liste der Server anschaut ist nicht nur Affiliate Marketing sondern auch Display Advertising deutliche betroffen – wie geht man bei dem Onlinemarketing Kanal mit sowas um?
Kudos: Vielen Dank an Andreas von Veroworx – einer Agentur für Suchmaschinenmarketing – der mich auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht hat.
Als Affiliate hast da wohl gar keine Möglichkeit was gegen zu unternehmen. Meiner Meinung nach sind die Netzwerke da gefragt mit den Anbietern der Anti-Spyware zu sprechen und eine Lösung zu finden.
Was da an Umsätzen durch verloren geht, kann man wohl nicht sagen, ich vermute aber das es je nach Bereich große Unterschiede gibt. Im Bereichen wie Technik (z.B. PC Zubehör) wird der Besucher vermutlicher eher Tools wie Spybot nutzen.
Naja, genau genommen ist das aus User-Sicht schon i. O. was SpyBot hier tut: nämlich die Privatsphäre und den Datenschutz erhöhen. Affiliate-/Tracking-Cookies bringen dem User keinen Mehrwert, senken aber seinen eigenen Datenschutz, also ist es natürlich legitim solche Cookies auszuschließen.
Ich persönlich betrachte Cookies für Trackingzwecke ohnehin als nicht zukunftsträchtig, spätestens seit sie bei der EU auf der Abschußliste stehen.
Sobald die Politik mal erkennt was und wieviel eigentlich im Web tatsächlich gemessen werden kann und auch wird, werden die Bestimmungen sicher deutlich verschärft.
Abhilfe werden hier wohl künftig eher komplexere Methoden mit Fingerprints, Sessions u. Ä. schaffen.
Schnelle Abhilfe für das SpyBot-Problem sollten Flash-Cookies bieten, m. W. werden die nicht geblockt.
@Kralle: Die bloßen Cookies bringen keinen Mehrwert, das ist richtig. Wenn aber durch das Blocken der Cookies letztlich kein Geld mehr zum Affiliate fließt, wird dieser aber auch den ursprünglichen tatsächlichen Mehrwert (seine Seite mit Informationen) nicht mehr bereitstellen können und/oder wollen. Der Schaden ist immens und nicht zu unterschätzen.
Und Session-Tracking ohne Cookies bekommst du niemals flächendeckend eingeführt – die Änderungen an der Software wird kaum einer finanzieren wollen.
Das ist schon sehr ärgerlich, aber nicht wirklich neu. Anti-Virenprogramme gehen doch ähnlich vor. Aus eigener Erfahrung: Norton Internet Security blendet mir ständig in roter Warnschrift sinngemäß ein „Tracking Cookie entdeckt“. Das dahinter „Gefahrenstufe gering“ steht, wird den typischen User nicht interessieren, der auf „säubern“ klickt. Nicht ohne Grund geht man davon aus, dass auf Cookie basierende Reportings 10-20% Schwund aufweisen. Eine Lösung? Hab ich auch nicht. Vielleicht von klassischen Cookies auf LSO (Flash Cookies) umstellen? Macht aber nur Belboon, oder? Zumindest nicht die großen AdServer Anbieter.
Hallo Andre, super Artikel, schon weitreichend, da verpuffen einige $$$ in der Luft, es wird ja nicht nur Spybot von DAUs eingesetzt. Aber ich finde, von so Affiliate Netzwerken sollte man erwarten können, dass die das Problem kennen und etwas dagegen unternehmen sollten.
Gruss aus der Schweiz, Roman
Was das Problem imho lösen würde, wäre das Setzen von First-Party Cookies (oder sehe ich das falsch?). Hier müssen ja ohnehin mit den neuen EU-Richtlinien neue Regeln getroffen werden.
Grundsätzlich stimme ich aber zu, dass vor allem die Netzwerke gefragt sind. Wie immer geht Aufklärung vor Aktion, insofern danke für die Aufklärung :). Dass die Affiliate-Netzwerke explizit ausgeschlossen werden, hätte ich wirklich nicht erwartet..
Ne Hannes. Nachsitzen! 😉 Lass dir noch mal von jemandem Erklären wie Cookie Tracking in 90% der Fälle funktioniert 🙂
EINPREISEN UND FERTIG!!! das ist sooo simnple: ne ungefähre schätzung vornehmen und zu gunsten des merchants diese schätzung nochmal nach unten korriergieren, damit auch keinen fall mehr vergütet wird, als vergütet werden müsste.
das ist eine sehr sehr simple und pragmatische lösung für das problem. 100mal einfacher als mit allen spyware-herstellern zu sprechen.
das problem ist im übrigen nicht neu und insofern sollte jeder der leser mal 1 und 1 zusammenzählen, ob alle marktteilnehmer das problem lösen wollen oder nicht.
jens: bin deiner meinung. die frage ist nur wie viel der derzeitige anteil des phänomens ist und wann und wie oft man das neu evaluieren sollte …
Eine (rein theoretische) Möglichkeit wäre, tatsächlich First-Party-Cookies zu setzen; konsequenterweise müsste dann aber natürlich der Shopbetreiber von jedem Affiliate, der ihm Traffic liefert, ein Pixel einbinden. Aufwändig, über einen Pixel-Container, der durch die großen Affiliate-Netzwerke gesteuert wird, ließe sich das aber zumindest technisch einfach realisieren.
Das Problem wäre hier natürlich die Nachprüfbarkeit, denn letztlich wäre das analog zu Cookie Stuffing: sobald der Besucher auf eine Affiliate-Seite geht, hat er auch schon ein FPC.
Flash-Cookies sind nicht unbedingt eine Lösung; zum einen unterstützt nicht jeder Client Flash, zum anderen würde Macromedia über kurz oder lang das unterbinden. Bei flächendeckender Nutzung wäre es zudem nur eine Frage der Zeit, bis auch Spybot LSOs erkennt und blockt/löscht.
Eine „Lösung“ wäre höchstens, die Domains der Third-Party-Cookies der AFF-Netzwerke regelmäßig zu ändern, so dass Spybot mit der Aktualisierung der Blockliste nicht nachkommt. Weder der Affiliate noch der Merchant müssten hierfür etwas tun, allein die Netzwerke hätten deutlich mehr Aufwand.
Möglicherweise läuft es aber auch einfach darauf hinaus, dass das ein oder andere Netzwerk ein bisschen Geld in die Hand nimmt und sich von der Liste entfernen lässt.
Martin – God of Analytics & Webcontrolling – Danke! Sehe das genau so wie du!
[…] – Spyware schützt gegen Affiliate Marketing?! – eine traurige Bildergeschichte Tracking ist böse, Cookies sowieso! Diese Auffaassung sind zumindest die Hersteller einiger […]
Die Problematik ist in der Tat nicht neu. Ich kann mich noch erinnern als ich die hier angesprochene Software bestimmt vor 2-3 Jahren in Nutzung hatte, dass mir damals schon merkwürdig aufgefallen war das Cookies von Werbenetzwerken wie Zanox oder auch Tradedoubler als potentielle Gefahr angezeigt und zum löschen empfohlen wurden. Scheint also IMHO so, dass es keinerlei Interesse seitens Software Anbieter, noch Merchant gibt diese Problematik zu ändern. Warum auch? Der Affiliate ist nun mal leider das letzte Glied in der Kette. Solange das kein massives größeres Problem wird und reihenweise Affiliates abspringen weil es sich nicht mehr lohnt, wird sich auch garantiert nichts ändern.
Ein ähnliches Problem gibt es mit Kaspersky, die Antivirensoftware blockt ironischerweise/beabsichtigterweise die Links für das eigene Partnerprogramm. Hier werden die Trackinglinks nicht einmal weiterverfolgt, d.h. der User wird nicht auf die Seite des Advertisers geleitet. Betroffen sind alle Netzwerke und viele Vermarkter, die Lösung ist es, mit Kaspersky zu kommunizieren, was auch von allen Netzwerken durchgeführt wird (hier sitzt aber Kaspersky am längeren Hebel …). Auch bei Spybot sollte dieser Weg gewählt werden. Es stellt sich die Frage, wie weit verbreitet die Spybot Software ist, Kaspersky ist sehr verbreitet.
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ich sehe das wie Adam: man sollte zunächst wissen, wie verbreitet diese Tools sind.
Und ich denke man muss auch deutlich zwischen oder besser nach Branchen und Produkten unterscheiden. Je nach Zielgruppe und Internetaffinität wird die Nutzung dieser Tools stark variieren und damit auch mögliche Provisionsausfälle.
Grüße
Nico
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